Informationsethik: 07/2010

07 Juli 2010

Bibliothek 2.0-Stammtisch

Der erste Wiener Bibliothek 2.0-Stammtisch soll der Vernetzung der Community von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren dienen, die an diesen neuen Technologien interessiert sind. Ziel ist ein Erfahrungsaustausch, was funktioniert, wo es Schwierigkeiten gibt oder auch nur welche Tools wie eingesetzt werden. Unser Vorbild ist der erfolgreiche Berliner Bibliothek 2.0-Stammtisch.
Übrigens: WM gilt nicht als Ausrede, dieser Tag ist – extra für uns – matchfrei!


Ort und Zeit: Hollerei, Hollergasse 9, 1150 Wien, Donnerstag, 8. Juli, 19 – ca. 22 Uhr (erreichbar mit U4 Schönbrunn bzw. 57A Hollergasse)

Bitte um Anmeldung bei Patrick Danowski oder Monika Bargmann, um das Lokal nicht in die eine oder andere Richtung völlig zu überraschen (“vielleicht” ist auch okay)! Anmeldung auch über Facebook auf http://www.facebook.com/event.php?eid=133890376631390  - als Kommentar im VÖB-Blog http://www.univie.ac.at/voeb/blog/?p=6869 - oder sonstigen Web 2.0-Tools

03 Juli 2010

Zeit für ein neues Urheberrecht

"Ein Zeitalter ist weniger gekennzeichnet durch Ideen, die erörtert werden, als vielmehr durch Ideen, die stillschweigend als selbstverständlich vorausgesetzt werden." Das sagt der US-Schriftsteller Jonathan Lethem und er meint damit das Urheberrecht. Im Band Copy.Right.Now! der Heinrich-Böll-Stiftung fordern Lethem und andere Autoren ein neues Urheberrecht für das 21. Jahrhundert.


Das Thema Urheberrecht gewinnt wieder an Brisanz: 39 Staaten haben im April den Entwurf eines 'Anti-Counterfeiting Trade Agreement' (ACTA) vorgelegt. Das Abkommen soll nach Angaben der Verfasser "Urheberrechte, Warenzeichen, industrielles Design und Patente" schützen.


Und zwar mit einem ganzen Katalog von Sanktionen. Wer sich geschädigt fühlt, soll nach dem Entwurf hohe Strafen und Kompensationen für entgangene Umsätze fordern dürfen. Bestraft werden auch alle, die Mittel für die Verletzung der Urheberrechte und Patente zur Verfügung stellen. Von Internet Service Providern wird verlangt, Raubkopien nicht zu verbreiten, sonst sind sie für Schäden haftbar.


Für die Copy.Right.Now!-Autoren ist ACTA ein Sympton dafür, dass die Entwicklung des Urheberrechts derzeit nur einen Fokus hat: Die Bekämpfung von "Piraterie" im Interesse der Verwerter, der Film- und Musikindustrie, von Software-Unternehmen und Verlagen. Die Industrie wolle das Urheberrecht so erweitern, dass es ihr helfe, die Informationsgüter so lange wie möglich zu kontrollieren, um sie als knappe Güter an private Konsumenten zu verkaufen, heißt es im Vorwort von Dr. Andreas Poltermann, Leiter der Abteilung 'Politische Bildung Inland' der Heinrich-Böll-Stiftung.


Dabei komme es jedoch darauf an, das Urheberrecht grundlegend zu reformieren. "Wenn … nur ACTA vorangetrieben wird, nicht aber die Frage nach dem Urheberrecht in der Informationsgesellschaft von Grund auf bearbeitet und über notwendige Anpassungen nachgedacht wird, nutzt das den Kreativen vermutlich wenig", schreibt die Journalistin Monika Ermert.


Damit, das "Urheberrecht in der Informationsgesellschaft von Grund zu bearbeiten", befasst sich vor allem der Beitrag 'Den gordischen Knoten durchschlagen – Ideen für ein neues Urheberrechtskonzept' von Dr. Till Kreutzer. Kreutzer fordert eine "grundsätzliche Debatte über Regelungsalternativen zum heutigen System, die auch vor der Überprüfung wesentlicher Prinzipien des Urheberrechts nicht haltmacht."

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Dr. Till Kreutzer - Literaturhinweise:
 „Reform des Urheberrechts in der Informationsgesellschaft - Bildungsfreundliches Urheberrecht durch Zweiten und/oder Dritten Korb?“, Vortrag von T. Kreutzer bei der Campus Innovation am 21. November 2008 in Hamburg.

„Copyright in the Digital Domain“, Workshop von T. Kreutzer beim Club Transmediale am 28. Januar 2009 in Berlin.


„Urheberrecht und digitale Archivierung – Ein Spannungsfeld im Überblick“, Vortrag von T. Kreutzer beim Symposium "Zwischen technischem Können und rechtlichem Dürfen” der Deutschen Kinemathek, am 11. September 2008 in Berlin.


„Open Source und Urheberrecht – wer beeinflusst wen?“, Vortrag von T. Kreutzer beim 8. @kit-Kongress: „IT-Compliance – IT und öffentliche Sicherheit – Open Source“ am 30. Mai 2008 in Berlin (Tagungsbericht).
















Google Book Search - und zukünftige Geschäftsmodelle für Autoren und Verlage“, Vortrag von T. Kreutzer beim „Branchenhearing Buchmarkt“ des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie im Rahmen der „Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung“ am 25. Februar 2008 in Frankfurt/Main (zusammen mit M. Spielkamp).

Geistiges Eigentum: Das Micky-Maus-Monopoly

Zur Person:

James Boyle unterrichtet an der Duke University im US-Bundesstaat North Carolina Rechtswissenschaft. Er ist Mitbegründer der Creative Commons und Science Commons, beides Plattformen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Informationen, Daten und Wissen im Netz benutzbar und möglichst vielen zugänglich zu machen. James Boyle setzt sich mit Urheberrechten, geistigem Eigentum und Software-Patenten auseinander.
Die Website von James Boyle

Während Unterhändler aus USA und EU im Rahmen der Verhandlungen über das Anti-Piraterie-Abkommen (ACTA) strengere Bestimmungen zur Durchsetzung geistiger Eigentumsrechte fordern, werden zunehmend Stimmen laut, die das bestehende Copyright auf den Prüfstand hieven wollen. Eine davon gehört dem US-Juristen James Boyle. Er wirft den Copyright-Verschärfern die Unterstützung monopolistischer Strukturen vor.

Boyle machte vor einiger Zeit in Wien auf sich aufmerksam, als er bei einer Veranstaltung der Information Retrieval Facility (IRF) behauptete: "Wissenschaftsvermittlung im Netz funktioniert nicht." Das Netz arbeite nicht mehr für die Wissenschaft, sondern sei nur noch eine Plattform für kommerzielle Aktivitäten. Seiner Ansicht nach prägen Missverständnisse, Paradoxien und überholte Konzepte die Diskussion über geistiges Eigentum im Netz.

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