Informationsethik: 05/2007

25 Mai 2007

Für ein österreichweites Bibliotheks-Entwicklungskonzept und Bibliotheksgesetz.

Auf Antrag der KIV/UG hat die Gewerkschaft der Gemeindebediensteten Österreichs an ihrem 16. Gewerkschaftstag am 24.5.07 die Forderung nach einem österreichischen Bibliotheksgesetz angenommen.
Der untenstehende Text ist damit aktuelle Beschlusslage der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten.

Bibliotheken (wissenschaftliche Bibliotheken und Öffentliche Büchereien) gewährleisten den öffentlichen, freien und uneingeschränkten Zugang zu Information für alle BürgerInnen, ungeachtet des Geschlechts und ihres sozialen, materiellen, religiösen, ethnischen und gesundheitlichen Status. Sie sind als Lernorte und Kommunikationsstätten Zentren sozialer Integration und interkultureller Begegnung.

Im Gegensatz zu den meisten europäischen Ländern sichert in Österreich kein Bibliotheksgesetz die Existenz der öffentlichen Bibliotheken. Es besteht daher auch keinerlei Verpflichtung, öffentliche Bibliotheken als Teil einer demokratischen Informationsgesellschaft einzurichten, es gibt keine Standards für Räumlichkeiten, Ausstattung oder Personaleinsatz. Dementsprechend unterschiedlich sind die Bibliotheken in den Gemeinden ausgestattet. Im internationalen Vergleich rangiert das österreichische Bibliothekswesen im unteren Bereich der EU-Staaten.

Der 16. Gewerkschaftstag der GdG fordert daher:

Ein Bibliotheksentwicklungskonzept, welches sich an folgenden Kriterien orientiert:

* Gesellschaftliches Basiswissen muss frei für alle zur Verfügung stehen. Die Teilung der Bevölkerung in jene, die leichten und breiten Zugang zu Information finden, und jene, die über diesen Zugang nicht verfügen ("information rich" gegen "information poor") muss als soziales, ökonomisches und kulturelles Problem erkannt und bekämpft werden.

* Die Vermittlung von Lese-, Medien- und Informationskompetenz muss als gesellschaftliche Aufgabe erkannt werden, welche von Bibliotheken und anderen Bildungseinrichtungen wahrzunehmen ist.

* Die erforderliche räumliche, personelle und technische Infrastruktur muss bereitgestellt werden.

* Die Qualität der verpflichtenden Aus- und Fortbildung der BibliothekarInnen muss gewährleistet werden.

* Grosse Informationseinrichtungen müssen unabhängig von den Zwängen des Marktes als kollektive Wissensspeicher bestehen können Bibliotheken müssen den Zugang zu elektronischen Informationsquellen ausbauen.

* Die Gewerkschaft der Gemeindebediensteten tritt daher für die Schaffung eines Bibliotheksgesetzes ein, welches als verbindliche Grundlage für eine stärkere Verankerung des Bibliothekswesens in den Ländern, Städten und Gemeinden dienen soll.

* Dieses Gesetz muss Bestimmungen über die Errichtung und Finanzierung, sowie Richtlinien über die Standards der Ausstattung, der Dienstleistungen und der Qualifikationen der BibliothekarInnen enthalten. Die Bedeutung der Bibliothek bei der Gewährleistung von Informations- und Meinungsfreiheit und die Kooperation innerhalb eines Bibliotheksnetzwerkes ist darin festzuschreiben.
Autor: KIV

02 Mai 2007

Blog-Konferenz: Wissenschaftler ruft zu zivilem Ungehorsam auf

Viele Regelungen im neuen Urheberrecht obsolet
Auf der Blogger-Konferenz re:publica in Berlin hat der Konstanzer Informationswissenschaftler Rainer Kuhlen die Bloggerszene dazu aufgerufen, bestehende Vorgaben beim Urheberrecht ganz bewusst zu brechen. Darüber hinaus wurde eine von Tim O`Reilly angeregte Blogger-Ethik mehrheitlich kritisch bewertet.
Prof. Dr. Rainer Kuhlen, Professor für Informationswissenschaft an der Universität Konstanz, betreibt die Seite Nethics - Portal zur Informationsethik. In der Podiumsdiskussion zum Thema "Brauchen wir eine Blog-Etikette?" hat er die versammelten mehreren hundert Blogger aus allen Teilen der Republik dazu aufgefordert, das Urheberrecht bewusst zu brechen, wo es inzwischen obsolet sei. Dazu müsse man notfalls auch Abmahnungen in Kauf nehmen.

Diese Meldung erscheint in den News vom 12.4.07 auf Tonspion

UNESCO nimmt Stellung zu ethischen Fragen der Informationsgesellschaft

Die UNESCO hat eine Broschüre unter dem Titel "Ethical Implications of Emerging Technologies" (PDF-Datei) veröffentlicht, die sich mit den Folgen des Einsatzes von RFID-Chips, von biometrischen Identifikationssystemen und Location Based Services (LBS) beschäftigt. Die von amerikanischen Juristen verfasste Broschüre wird im Rahmen des "NGO Geneva Net Dialogue" veröffentlicht, in dem Nichtregierungs-Organisationen nach dem UN-Weltgipfel für Informationsfreiheit und dem Internet Governance Forum ihre Ansichten vortragen können. Was in diesem Netzdialog erarbeitet wird, soll in die Aktionslinie C10 "Ethische Dimensionen der Informationsgesellschaft" des Genfer WSIS-Aktionsplanes einfließen.

Weitere Ausführungen bitte im Artikel selbst in den News von Heise online nachlesen.