Informationsethik: Die Nationalbibliothek als Tor zum Wissen der Welt

20 Oktober 2007

Die Nationalbibliothek als Tor zum Wissen der Welt

WLIC 2007 Konferenzbeiträge
Managing National Libraries in an interconnecting future: insights on an inclusive reference service and networking - the Singapore experience

Webarchiving Internationally: Interoperability in the future
Resource Discovery at the British Library: New Strategic Directions CAROLINE BRAZIER (The British Library, Boston Spa, UK)
Rapid and easy access: finding and getting resources in Australian libraries and cultural institutions PAM GATENBY (National Library of Australia, Canberra, Australia)
Libraries 2.0 and user-generated content: what can the users do for us? PATRICK DANOWSKI (Staatsbibliotek zu Berlin, Berlin, Germany)

Am Beispiel der Australischen Nationalbibliothek und dem Webportal: Libraries Australia

Nationalbibliotheken wandeln sich. Immer noch sind ihre wichtigsten Bestände Bücher und Zeitschriften, aber lokal begrenzte Kataloge und thematisch begrenzte Datenbanken sind nicht mehr die 1. Wahl.
Als Quellen dienen neben Katalogen das Internet mit seinen Suchmaschinen und anderen Quellen, digital discovery und delivery solutions.

Die Kataloge sind mächtige und genaue Suchinstrumente und durch die Zusammenarbeit in Katalogverbünden und virtuellen Katalogen, durch Retrokonversion und Verbesserung der Datenqualität sind sie sehr wichtig und bieten einzigartige, vor allem alte Daten an, die sonst nirgendwo aufscheinen.

Das Web 2.0 - Hier kommt eine neue User-Gemeinde auf die Bibliotheken zu. Es geht vor allem um Experten-Gemeinden, die sich mit bestimmten Themen genauer befassen, z.B. Manuskripte, indigenes Wissen, mündliche Überlieferung, Musik, medizinisches Wissen, der Open-Source Wikipedia, der vielbesuchten Online-Enzyklopädie, die es in allen Sprachen gibt und die von Usern selbst erstellt wird.

In diesen neuen Diensten und Foren gibt es Austausch und Kommentare, eingebaut sind Kontrollmechanismen und möglich für den User ist „social tagging“ als neue Methode der Klassifizierung.

Patrick Danowski, (Staatsbibliothek Berlin) hat dabei maßgeblich mitgeholfen, das Portal
„Bibliothek, Information, Dokumentation“ ins Leben zu rufen. Auf Wikimedia Commons versucht er, die Galerie der Bibliotheken aufzubauen. Und auf Wikiqoute sammelt er Zitate zu Bibliotheken.

Besonders interessiert er sich für die Zusammenarbeit von Wikipedia mit Bibliotheken und für die Nutzung der Wikipedia durch Bibliotheken.

Er ist sehr aktiv im Eintragen von Personendaten und beim Projekt, die Personennamendatei PND mit Personendaten aus Wikipedia zu verlinken.

Er findet die Idee des Vertrauensnetzwerkes gut. Bibliotheken sind wie Wikipedia offene Wissensräume, zu denen alle Nutzer freien Zugang haben sollten. Vertrauensnetzwerke finden sich – wie im Fall der Wikipedia - über gemeinsam anerkannte Regeln für die Erstellung und Vermittlung von Information und garantieren deren Qualität, so wie Bibliotheken den Werten des freien Zugangs zu Wissen und Information sowie den „best practices“ bei der Evaluierung von Informationsquellen verpflichtet sind.

Neue Technologien, wie digital discovery, was den Zugang betrifft und digital delivery, betreffend die Anlieferung
Sie ermöglichen EINEN gemeinsamen Einstiegspunkt für alle Datenquellen, sowie Relevanz-Suche aufgrund von nutzerdefiniertem scoping [die Bandbreite der Suche wird vom Nutzer bestimmt] und clustering [Gruppierung der Ergebnisse].


Es stellt sich die Frage, ob auf dieser Stufe der Entwicklung der digitalen
Such- und Entdeckungsmöglichkeiten überhaupt noch lokale Kataloge gebraucht
werden.


Mit zunehmender Integration der Kataloge und der Webquellen sowie der neuen technischen Dienste ist Zusammenarbeit der Bibliotheken untereinander und Zusammenarbeit mit anderen Institutionen auf allen Ebenen die Forderung der Stunde.

Australien ist diesen Forderungen schon sehr weitgehend gerecht geworden.
Die Priorität, die sich die australische Nationalbibliothek setzt, ist der schnelle, leichte, integrierte und umfassende Zugang zu möglichst vielen Daten.

Um in der schnell wechselnden und sich entwickelnden technischen Umgebung relevant zu bleiben und sich den neuen Möglichkeiten schnell anpassen zu können, ist für Bibliotheken auch die ständige Zusammenarbeit mit bestens ausgebildeten Technikern sehr wichtig.

Die Nationalbibliothek von Australien hat ein Portal „Libraries Australia“ gestaltet, das - der Google-Seite nachempfunden – sich auf einen klaren, minimalistisch gestalteten, die relevanten Punkte umfassenden Einstieg beschränkt.

Diese Einstiegsseite ist so einfach, so prägnant, dass sie keine Frage offen lässt und schnurgerade zur gewünschten Information führt. Das Suchen ist aufgrund dieser sehr einfachen und übersichtlichen Benutzeroberfläche somit frei und umfassend möglich,.

Die Treffer sind übersichtlich angeordnet – im Falle von Büchern mit Umschlagfotos versehen, in der Vollanzeige enthalten die Datensätze die wichtigsten Informationen, samt einer Inhaltszusammenfassung und verschiedenen Klassifizierungen, sowie der Liste der besitzenden Bibliotheken. Die Treffer führen zu verschiedenen Quellen – zu physischen Dokumenten im Volltext, Zeitschriftenartikeln, aber auch zu Buchhandlungen und Online-Bookshops.

Auf der Einstiegsseite kann unter anderem nach Musik, Film, Hörbüchern, Regierungspublikationen, sowie auch nach Werken in Braille-Schrift oder Bildern gesucht werden.
Die dahinter stehenden Datenbanken wurden in der Zusammenarbeit mit anderen Institutionen zu einem gemeinsamen Portal zusammengeführt, deren Meta-Daten nach Bedarf in anderen Anordnungen wiederverwendbar und austauschbar sind. Andere Such-Dienste wie Google wurden integriert und es gibt Zusammenarbeit und Austausch mit Google und anderen Hauptsuchmaschinen.

Projekte der Nationalbibliothek Australiens sind - angefangen von der Erweiterung der Print-Collection und dem Sammeln der physischen Einheiten, - das Zusammenführen der Meta-Daten zu ihrer vielfältigen Weiterverwendung und die ständige Arbeit und Weiterentwicklung der Publikums-Dienste aller Bibliothekssektoren.
Die vier Hauptmodule der Bibliothek
sind
Suchen
Katalogisierung
Administration
document delivery
Die Daten sind in anderen Katalogen über die Schnittstelle Z39.50 [Z39.50 ist für den Einsatz in Portalumgebungen prädestiniert, die über einen einheitlichen Zugang eine parallele Suche in mehreren bibliographischen Informationssystemen ermöglichen] kompatibel.

Geplant ist eine Service Plattform, die einen leichten Zugang und Austausch für Arbeitsgruppen sowie einzelne Nutzer bietet, weitere Angebote an neuen ICT-Diensten, Volltextdigitalisierung der australischen Zeitschriften ab 2008, weiters eine biographische Datenbank für Australien und Ausbau und Erweiterung des Angebots an Regierungspublikationen.

Das größte Gewicht liegt dabei auf der Entwicklung und dem Ausbau von leicht zugänglichen kostengünstigen Systemen, sowie dem Austausch von Daten in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen.