Informationsethik: Frauenangelegenheiten

20 Oktober 2007

Frauenangelegenheiten

Es geht in Afrika, wie auch noch immer in den Ländern des Nordens und Westens, um das Ziel des freien und gleichberechtigten Zugangs von Frauen zu Ressourcen.

Women, Information and Libraries in relation to the UN Millennium Development Goals
Access to information as a driver towards closing of the gender equality gap: the emerging scene in Kenya (Goal 3 - Promote gender equality and empower women)WAMBUI WAGACHA (KIPPRA-Kenya Institute for Public Policy Research and Analysis, Kenya)
Empowering teenage girls through technology (Goal 3 - Promote gender equality and empower women)LESLEY FARMER (California State University, Long Beach, Los Alamitos, USA)
The Millennium Development Goals (MDGs): gender gap in information, education and library access to HIV/AIDS prevention and treatment in local communities of NigeriaADETOUN A. OYELUDE and ADEPEJU O. OTI (University of Ibadan, Ibadan, Nigeria)
Inter-continental, intra-continental partnerships: a women's network (Goal 8 - Developing a global partnership for development)MICHELE M. REID (McDaniel College, Westminster, USA) and FATIMA DARRIES (Cape Peninsula University of Technology, Cape Town, South Africa)

Der August ist in Südafrika Frauenmonat. Der 9. August ist women’s day und er wird im Gedenken des 9. August 1956 gefeiert, als 20.000 Frauen einen Marsch nach Pretoria zur damaligen Apartheid-Regierung unternahmen, um gegen die diskriminierenden Passgesetze zu protestieren. Seit dem Jahr 1956 haben die Frauen viel erreicht – aber können diejenigen, die damals junge Mütter waren, heute sagen, dass für ihre Töchter und deren Töchter alle Ziele erreicht sind?

Durchaus nicht - heute geht es noch immer weltweit um die Bedingungen für Freiheit und Gleichheit, wie sie im 3. Milleniums-Ziel formuliert sind:
MDG 3:
- Förderung der Gleichheit der Geschlechter und Ermächtigung der Frauen: In der Grund- und Mittelschulausbildung soll bis zum Jahr 2005 und auf allen Ausbildungsstufen bis zum Jahr 2015 jede unterschiedliche Behandlung der Geschlechter beseitigt werden.

Kenya
Beispiel Schulausbildung in Kenya:
Die Umstände haben sich verbessert. Die Primary Schools sind verpflichtend und frei, deshalb gehen Mädchen wie Jungens hin. Mit der Secondary School werden die Unterschiede größer, es ist Schulgeld zu bezahlen und wie an den Universitäten sind dann im Durchschnitt nur mehr 30 % der Mädchen dort vertreten.

Beschäftigungsrate in Kenya:
30% der Frauen sind berufstätig. Im Parlament sind nur 12% der Abgeordneten Frauen. Im benachbarten Rwanda hingegen sind 48% der Abgeordneten Frauen. Allerdings ist die Situation dort durch den Krieg und die hohen AIDS-Raten bedingt – viele Männer sind tot und in dieser Situation übernehmen die Frauen gezwungenermaßen Aufgaben. Der hohe Frauenanteil in Rwandas Parlament macht die Situation auch zu einem Versuchslabor und zeigt, dass die Frauen effektivere politische Arbeit leisten und viel weniger aggressiv und viel weniger korrupt sind.
Hier kann beobachtet werden, wie gut, effektiv und demokratisch ein Parlament arbeiten kann, wenn es zur Hälfte aus Frauen besteht.

Die Umstände in Kenya haben sich für Frauen verbessert. Seit kurzem können auch Frauen Bank-Kredite bekommen. Es gibt für sie freien Gesundheitsservice, sie sind in der Öffentlichkeit sichtbarer – als Journalistinnen, in Radio und TV, allerdings noch wenig als Unternehmerinnen.

Sicher aber ist, dass das Milleniumsziel der Gleichheit bis 2015 in Kenya nicht erreicht werden wird.

Aus Canada wird über Technologie-Ausbildung für Mädchen berichtet.
In Canada wie überall auf der Welt besteht hier Ungleichheit bei den Ausbildungschancen und damit auch in Bezug auf den Zugang zu gutbezahlten Jobs und Führungspositionen.
Die Mädchen lernen vorwiegend durch Kommunikation und Erziehung – die Jungen lernen durch Unterhaltung!
Mädchenförderung muss also verstärkt auf das Freizeitverhalten der Mädchen einwirken und es sich zunutze machen. Es geht darum, Mädchen Mut zu geben, etwas auszuprobieren und sie zu animieren, auch im Bereich der Technik etwas Interessantes zu finden.
Hier einige gute Webseiten für Mädchen, die auch das Technik-Interesse fördern könnten:

http://www.girltech.com/
http://www.ignite-us.org/
http://www.girlsforachange.org/
http://www.techup.org/
http://www.engineergirl.org/
http://www.girlpower.gov/
http://binarygirl.com/


Die Frauen-Situation in Nigeria

Es gibt auch hier eine Geschlechterkluft bei Information, Zugang zu Bibliotheken, Erziehung und Bildung, HIV Vorbeugung und Behandlung.
Auch in Nigeria – wie auch in Südafrika und anderen afrikanischen Staaten - sind bedeutend mehr Mädchen im Alter zwischen 13 und 19 Jahren HIV positiv als Jungen derselben Altersklasse.
Es gibt AIDS-Waisen, Mütter sterben früh und geben HIV an ihre Kinder weiter.

Das ist einerseits auf die Informationsarmut der Frauen, andrerseits auf das soziale Verhältnis der Geschlechter zurückzuführen.

Bevor Frauen nicht als gleiche Partnerinnen gesehen werden, wird die AIDS Krise nicht gelöst werden können.

Es gibt die verschiedensten Programme und Initiativen, im Rahmen von Regierungsinitiativen und NGOs, die frauenspezifisch arbeiten. Aufklärung findet überall und auf vielen Ebenen statt, auch im Bereich Unterhaltung – es gibt Seifenopern im TV, die die Probleme auf unterhaltsame Art behandeln, in allen Muttersprachen,
weiters Programme für die Mutter-Kind-Kommunikation,
Sexarbeiterinnen-Programme,
Peer Groups für junge Leute,
Kirchen und Moscheen, die helfen.

Aber immer noch ist im Zusammenhang mit AIDS die Stigmatisierung und die Angst davor hoch.
Eine wichtige Rolle spielen Bibliotheken in dieser Situation, um Frauen zu animieren, sich zu informieren.
Es gibt eine Zeitschrift „Positive news“ eines ehemaligen Kindersoldaten, Mohammed Farouk. Er arbeitet für die Verbreitung von Aufklärung und Information und gegen die Ausgrenzung und Stigmatisierung, auch gegen weitverbreiteten Aberglauben.
Sein Weblog ist sehr populär.

Auch dieser Blog http://www.apin.harvard.edu/ ist sehr informativ – und Bibliotheken sollten darauf hinweisen und die Fähigkeiten zum Mitmachen vermitteln.

Bibliotheken können Frauen vermitteln, dass die Leben vieler in ihrer Hand sind.

http://www.global-campaign.org/
Dies ist die Webseite einer weltweiten Kampagne für den Einsatz von Microbioziden bei der AIDS-Prävention. Diese Präventionstechnik kann von Frauen unabhängig ausgeübt werden. Sie müssen nicht Männer überzeugen, Kondome zu verwenden und sie müssen nicht mit unangenehmen Manipulationen oder Nebenwirkungen rechnen.


Fatima Darries berichtet über ein Frauennetzwerk in Südafrika

[Randbemerkung:
Fatima Darries trägt ein Kopftuch und dabei fällt mir auf, dass viele Frauen und auch Männer bei dieser internationalen Konferenz die verschiedensten Kopfbedeckungen tragen. Kopfbedeckungen, die einerseits aus modischen Gründen, aber andrerseits aus traditionellen Gründen und verschiedene Informationen über den Träger signalisierend, getragen werden.
Verheiratete afrikanische Frauen tragen oft turbanartig geraffte Tücher, Juden tragen ihre Kipa, die Inderinnen und Frauen aus den Malediven tragen dünne schleierartige Schals, die Männer aus Nigeria und anderen Staaten tragen oft bestickte Käppis usw.
Hier würde niemand aus den Bedeutungen der verschiedenen Kopfbedeckungen ein Problem machen, es herrscht eine Atmosphäre der friedlichen und aufgeklärten Begegnung der verschiedensten Kulturen. Patrick Danowski aus Deutschland, der über das Web 2.0 spricht passt da mit seiner blonden Irokesenfrisur zum roten Jackett ganz gut dazu und fällt keineswegs äußerlich auf – er überzeugt lediglich durch seinen Vortrag, in dem er - erstmals - die Verbindung, den Austausch und die Zusammenarbeit von Bibliotheken mit dem Parallelnetz Social Web 2.0 vorschlägt.]

Fatima Darries berichtet von
http://www.hersnet.org/
http://www.hers-sa.org.za/

und bezieht sich auf das Milleniumsziel Nr. 8
MDG 8:
- Sicherung der ökonomischen Nachhaltigkeit: Ein offenes Handels- und Finanzsystem, das auf festen Regeln beruht, vorhersehbar ist und nicht diskriminierend wirkt, soll weiter ausgebaut werden. Auf die besonderen Bedürfnisse der am wenigsten entwickelten Länder muss entsprechend eingegangen werden. Die Schuldenprobleme der Entwicklungsländer mit niedrigen und mittleren Einkommen müssen durch Maßnahmen auf nationaler und internationaler Ebene umfassend und wirksam angegangen werden, damit ihre Schulden auf lange Sicht tragbar werden.

Es geht dabei um globale Partnerschaften für Entwicklung. Frauen kommen überall in der Welt in führenden Positionen in den Bereichen Erziehung und Administration selten vor, in Afrika noch seltener.
Es wurde und wird weiterhin eine Sommeruniversität für Frauen aus ganz Afrika veranstaltet, wo Frauen in Workshops ausgebildet, trainiert, ermächtigt und ermutigt werden, höhere Stellen und Führungspositionen anzustreben.

Bibliothekarinnen sind hier wieder an den Schlüsselstellen zu Information und praktischem Wissen über die Wege, die es für Frauen gibt, mehr zu erreichen.