Informationsethik: Open Access Informationstag

07 April 2010

Open Access Informationstag

25. März 2010 an der Universität Wien

Organisation durch:
Open Access Team der Universität Wien
Qualitätssicherung der Universität Wien
Team Bibliometrie der UB Wien
Informatio & Consultatio e.U.


Vorträge:
Paul Ayris – UCL, University College London
Alma Swan – University of Southampton School of Electronics & Computer Science
Tim Brody – University of Southampton
Inge van Nieuwerburgh – Gent University

Podiumsdiskussion: Open Access - Quo vadis Austria:

Peter Michor – Fak. für Mathematik, Univ. Wien
Günter Mühlberger – uniko, Forum Forschung
Michael Nentwich – ÖAW
Falk Reckling - FWF
Maria Seissl – UB Wien
Peter Seitz – BMWF
Mod.: Christian Gumpenberger
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Als Open Access (englisch offener Zugang) wird der freie Zugang zu wissenschaftlicher Literatur und anderen Materialien im Internet bezeichnet. Ein wissenschaftliches Dokument unter Open-Access-Bedingungen zu publizieren gibt jedermann die Erlaubnis, dieses Dokument lesen, herunterladen, speichern, es verlinken, drucken und damit entgeltfrei nutzen zu können. Darüber hinaus können über Freie Lizenzen den Nutzern weitere Nutzungsrechte eingeräumt werden, welche die freie Nach- und Weiternutzung, Vervielfältigung, Verbreitung oder auch Veränderung der Dokumente ermöglichen können.

2003 Berlin:
Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities
Berliner Erklärung

DART
ist das europäische Portal für eletronische Volltexte von Hochschulschriften
es enthält bereits Schriften von 233 Universitäten aus 16 Ländern (– Österreich ist nicht dabei -)

Die Plattform existiert schon seit einigen Jahren basierend auf der freien Kommunikation von Akademikern untereinander und diese erleichternd. Freiwilligkeit ist Voraussetzung.

Der offene Zugang zu wissenschaftlichen Texten ist nicht nur für Universitäten interessant, sondern auch für Institutionen außerhalb Europas und für Forscher an nichtuniversitären Einrichtungen – z.B. Wirtschaftsforscher an Zentralbanken ...

DART wird gefüllt mit Texten, die mit Links zu: Current Research Information System -CRIS verweisen.

Zahl der downloads 2009: 305.462

Was ist ein Repositorium?
es ist ein Verwalteter Ort zur Aufbewahrung von geordneten Dokumenten,
die öffentlich und allgemein zugänglich sind. Das digitale Repositorium dient der
Speicherung von Daten und Dokumenten in EDV und Internet

Es gibt in ganz Europa bereits mehrere Repositorien für

Zeitschriftenartikel
Dissertationen u.a. Hochschulschriften
Graue
Literatur
Bücher und deren Inhalt
Multimedia-Daten
Verwaiste
Publikationen
Konferenzbeiträge


Open Access wird empfohlen und gefördert von EUA – European University Association und LERU - League of European Research Universities

Der Haupt-Vorteil des Veröffentlichens von wissenschaftlichen Forschungsarbeiten in Open Access Repositorien besteht in der Steigerung der Bekanntheit des Forschers, sowie seiner Institution durch den rapiden Anstieg der Zitierungen!
Allein die Zahlen, die sich auf die Universität Wien beziehen, zeigen den großen Vorteil:

Im Jahr 2009 hatte die Univ. Wien 4396 Veröffentlichungen und diese Veröffentlichungen wurden 4084 mal zitiert. Durch Open Access Publishing kann man eine Steigerung der Citations um 50% annehmen – also würde sich die Zahl auf 6130 erhöhen.

Keine Frage, dass sich die Bekanntheit, die positive Bewertung und der Marktwert von Forschern und Institutionen damit erhöht – was eine wesentliche Rolle für die Höhe des Budgets und den Erhalt von Fördermitteln spielt.

Open Access Repositories ermöglichen schnellen uneingeschränkten Zugang zu wissenschaftlicher (peer-reviewed) Literatur weltweit, unabhängige Kommunikation und Partnerschaften zwischen den Akademikern, sowie den Austausch ihrer Daten.

Aber auch neben der (eben nicht mehr) hermetischen Kommunikation von Akademikern unter sich ermöglichen sie Bewahrung und Zugang zu Texten und anderen Dokumenten von frei Schaffenden und Forschenden.

Die sieben Milleniumsprobleme der Mathematik
Grigoriy Perelman, einem Mathematiker aus St. Petersburg, gelang es - wie letzte Woche auf dem Blog des Clay Mathematics Institute of Cambridge, Massachusetts (CMI) - verlautbart, das erste der 7 Millenium Prize Problems - (Poincaré Conjecture), die seit 2000 der Welt und ihren Mathematikern gestellt sind - zu lösen.

Am 18.3.10 – also letzte Woche - wurde sein Beweis auf die Seite
des Clay Institus gestellt und kann so von der kleinen weit zerstreuten Gemeinde
der Mathematiker auf der ganzen Welt nachvollzogen werden.

Hier ist es offenbar, wie langsam und schwierig die Verbreitung der Neuigkeit
auf dem bisher üblichen Weg, nämlich der Publikation in einer der wenigen – von
wenigen Verlagen monopolisierten teuren mathematischen Fachzeitschriften – vor
sich gehen würde.

Repositorien – institutionell oder subjekt-basiert schaffen neue Aufgaben für Bibliothekspersonal:
->Durch Hinweise auf das offene Publizieren und den offenen Zugang in und zu
Repositorien Verbindungen zu anderen Forschern herstellen oder fördern

->Hinweise auf Fach-Communities und Partnerschaften von Forschern und Akademikern

->Beratung betreffend IPR (Intellectual Property Rights)
->Beratung betreffend Open Access und Rechtsprechung Gesamteuropa bzw. Mitgliedsstaaten
->Welches ist das beste Repositorium für einen bestimmten Text eines bestimmten Fachs

->Auskunft: Wer ist für die Wartung der Daten verantwortlich

->Über die Vorteile des Teilen und Mitteilens von Informationen informieren, die Abneigung von Forschern gegen das Teilen von Daten überwinden

->und vor allem:
aus dem Würgegriff der Verlage zu befreien

Seite zum Nachschlagen für das Selbst Publizieren, Copyright-check:
Publisher copyright policies & self-archiving -
Sherpa/Romeo

Einige Repositorien:
OASIS
EOS
EurOpenScholar

Google
Scholar

OpenAIRE - Kontakt in Österreich: susanne.blumesberger@univie.ac.at (PHAIDRA)


Die Situation In Österreich:

Die Rektorenkonferenz (uniko) empfiehlt den Universitäten (in einem Papier von Januar 2010) die Errichtung von Repositorien und das elektronisches Publizieren und Archivieren.

Im Zuge des Nachweises von akademischen Leistungen "Wissensbilanz" – von deren Ergebnis das zugeteilte Budget einer Universität abhängt, ist die Einrichtung eines Open Access Repositoriums anzuraten, denn die Daten dafür sind praktisch die Metadaten für die "Wissensbilanz".
Angedacht wurde ein zentrales Repositorium für Österreich, gehostet von OBVSG

Der FWF verfolgt seit 2004 eine Open Access Strategie
Die ÖAW verfügt über ein Repositorium http://epub.oeaw.ac.at/
Die UB Wien bietet ein Repositorium, hat ihre Ziele formuliert und bereitet eine Publikation darüber vor, sie verfügt über ein Open Access Team und bietet Beratung frei an.

Gegen ein zentrales – nationales - Repositorium gibt es Bedenken, da Vielfalt und Redundanz in Hinsicht auf Sicherheit, Mehrfachkopien und Langzeitarchivierung Vorteile sind.

Durch die Autonomie der Universitäten und Bibliotheken und die Tatsache, dass es keinen zentralen Geldgeber gibt, hinkt die Entwicklung in Österreich im Bereich Open Access und Teilnahme bei weltweiten Initiativen nach.

Zitate der einzelnen Vortragenden und TeilnehmerInnen der Podiumsdiskussion

• "... make their learning and research more visible to the citizen"...
• "free knowledge – free scholarship"
• Aufgabe der Universitäten ist es, Wissen zu verbreiten und öffentlich zu machen
• "Information muss frei sein!"
• So können Leute wenigstens mehr über das herausfinden, worüber andere Leute gearbeitet haben
• "Das Ziel ist nicht, öffentliche Gelder an die shareholder (Verlage ...) zu liefern, sondern damit Wissen - für alle frei zugänglich - zu generieren"
• Monopolisierung von Wissen und Daten bei Verlegern führt zu hohen Preisen